Κυριακή 5 Απριλίου 2020

A time to restart - Zeit für einen Neubeginn

   Die Mehrheit der Menschen ist dann, wenn alles auf dem richtigen Weg zu sein scheint, nicht daran interessiert, die Vergangenheit zu ergründen oder in die Zukunft zu blicken; sie beschränkt sich vielmehr auf die Beschäftigung mit dem Heute und der alltäglichen »Normalität«. Sobald jedoch der Lärm und das haarsträubende Knirschen im Getriebe unüberhörbar und die ersten Risse sichtbar werden, wird allen klar, dass das Leben aufgehört hat, sicher zu sein. Das Ende unserer »Normalität« hatte sich mit dem Beginn der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 angekündigt. Seither haben sich die Zustände ständig verschlimmert und alle menschlichen Aktivitäten beeinflusst. Unsicherheit, Anspannung und Angst sind an die Stelle des Vertrauens getreten.
    

     Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen wir uns alle einer Krise gegenüber, die die Aktivierung sämtlicher schöpferischen Kräfte erfordert. Dies hat auch zu einer intensiven Rückbesinnung auf den menschlichen Erfahrungsschatz geführt, wie die Spanische Grippe, den Börsenkrach von 1929 sowie den Aufstieg und Niedergang der politischen Systeme. So machten wir uns alle auf die Suche, wobei zunächst zu unterstreichen ist, dass der Krieg die Grundlage der Geschichte ist. Holen wir also die Texte von Marx wieder hervor, die vom deterministischen Entwicklungsgang der Welt auf der Grundlage der Gesetze der Ökonomie sprechen, und derjenigen, die glauben, dass sich die menschliche Geschichte als ein sich ständig optimierender Weg in Richtung auf ein endliches Ziel darstellt. Blicken wir auf die weltweite Historiographie zurück, so begegnen uns immer wieder diejenigen, die die Meinung vertreten, dass die Maßnahmen, mit denen die Natur der Überbevölkerung und der Nahrungsmittelknappheit entgegentritt, in den Kriegen, den Hungersnöten und den Epidemien zu erkennen sind.



     Darüber hinaus begegnen wir dem Narrativ, dass sich das Ende einer Epoche nach einer Aufeinanderfolge menschlicher und natürlicher Ereignisse, die Probleme des Klimawandels, Invasionen, Unruhen im Inneren, politische Katastrophen und wirtschaftliche Niedergänge umfassen, zu erkennen gibt und schließlich in die »systemische Katastrophe« führen. Und wir können nur der Feststellung zustimmen, dass es historische Momente gibt, die trotz ihrer extrem kurzen Dauer innerhalb des Ablaufs der Geschichte eine derartige Dynamik besitzen, dass sie fundamentale Veränderungen bewirken können.



     Auf der Suche nach den Ursachen können wir natürlich Rousseau oder Toynbee nicht übergehen, die in ähnlicher Weise erklären, dass es der Zweck der Politik sei, die menschlichen Gesellschaften von der Gewalt der Anarchie zu befreien und vermittels der Durchsetzung von Recht und Ordnung Frieden und Sicherheit wieder herzustellen. Und plötzlich sehen wir uns dem Paradoxon gegenüber, mit der Geschichte abzuschließen, weil man uns sagt, dass der Weg hier mit der Aufrichtung einer Weltregierung ende! Die Grundlage dieser neuen Ordnung der Dinge bildeten dabei Recht und Ordnung, zurechtgeschnitten auf die Bedürfnisse der internationalen Eliten, die auf die Katastrophe und die Trennung der Gesellschaften in produktive und jene zuführen, die durch Schrecken, Unterdrückung, Instabilität, Aufstände und Katastrophen wie die unsrige charakterisiert sind. Bei unserem Gang durch die Geschichte begegnen wir auch der Theorie und der Praxis des »laissez-faire«, das die Stärkung der Starken und die Schwächung der Schwachen sowie die unkontrollierte und ungeregelte Gigantisierung der Pharmakolosse, der Digitalkonzerne und der Börsenspekulanten usw. mit sich bringt, was einen geometrischen Anstieg der Ungleichheiten zur Folge hat.



     Der eine Historiker gibt den Stab an den nächsten weiter, und ein Gedanke folgt auf den vorherigen, was schließlich zum Axiom führt, dass die Konzentration des Reichtums in den Händen Weniger ein instabiles Gleichgewicht erzeugt, worauf in der Geschichte entweder durch eine gesetzlich verordnete Neuverteilung des Reichtums oder eine Revolution reagiert worden ist, was wiederum zur Ausbreitung der Armut geführt hat.



     Wir beginnen zu begreifen, dass sich die Geschichte zwar nicht wiederholt, es aber auf der Grundlage der Analyse aller Fakten und deren korrekte Bewertung ermöglicht, Schlussfolgerungen zu ziehen und zu akzeptierten Grundsätzen, Axiomen oder Motiven zu gelangen.



     In engem Zusammenhang hiermit und in vollem Einklang mit den Axiomen der Geschichte stehen auch die jüngsten Veröffentlichungen der OECD, denen zu entnehmen ist, dass 1% der Weltbevölkerung 46% des Reichtums kontrolliert, während einer von drei Bürgern der Mitgliedsländer der OECD an der Armutsgrenze leben; sieben von zehn Griechen leben inzwischen sogar unterhalb der Armutsgrenze. Außerdem darf ein weiteres wichtiges Forschungsergebnis nicht übersehen werden, dem zufolge 10% der erwachsenen Bevölkerung von psychischen Problemen betroffen sind oder Verhaltensstörungen aufweisen. Diesen Veröffentlichungen zufolge wirkt sich die Wirtschaftskrise in mannigfaltiger Weise auf die Gesundheit der Menschen aus, wobei die Mittel für die Gesundheit und die Löhne sinken und Arbeitsplätze verloren gehen, was wiederum zur Folge hat, dass die Unsicherheiten in der Arbeitswelt zu körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen führen.



     Was aber sagen hierzu die »Gesundheitsstrategen« und diejenigen, die schon seit Jahren den öffentlichen Bereich und die Güter der Allgemeinheit privatisieren? Und wo bleiben der Frieden und die Sicherheit der Bürger?



     Es ist also nicht verwunderlich, dass sich zum ersten Mal überall auf der Welt die große Mehrheit der Menschen und vor allem der Jüngeren darin einig ist, dass der herrschende Kapitalismus eher schlecht als gut zu bewerten ist und sich, wenn er schon nicht ersetzt werden kann, wieder als tauglich erweisen muss.



     Die Geschichte, um wieder auf sie zurückzukommen, ist allerdings kein Horrorkabinett, sondern ein gewaltiger lichtdurchfluteter Raum mit einer reichen Hinterlassenschaft, die wir nicht nur als Waffe gegen die Finsternis einsetzen, sondern auch als Quelle des Wissens, des Glücks und des Optimismus nutzen und sie stolz an die folgenden Generationen weitergeben können. Selbstverständlich bewundere ich die humorvolle und unmittelbare antisystemische Kritik der Jugend und derjenigen am Zeitgeschehen, die in dieser schwierigen Zeit der Erschütterung der Fundamente und der neuen Ordnung der Dinge im Bereich der Gesetzgebung die richtige Stellung beziehen. Es ist zwingend erforderlich, sich gegen die Unterdrückung der neu belebenden Kräfte zu stemmen, die jedem Menschen innewohnen.



     Auf der Suche nach Ursachen, Lösungen und Antworten hinsichtlich der komplexen Probleme unserer Zeit wäre auf diesem kurzen Streifzug durch die Geschichte noch vieles zu sagen. Was ich am Ende für mich persönlich festhalten möchte, ist das leuchtende Beispiel des antiken Griechenlands, das sich in ähnlich umwälzenden Zeitläuften an das Prinzip des »METRON ARISTON - rechten Maßes« gehalten hat, das auch den Ausgangspunkt für eine neue Periode bilden kann.